Wetter: Wie gestern sehr abwechslungsreich, in Santiago de Compostela war es wärmer als am Meer
Als ich in der Pension Lopez in meinem Zimmer mit ‚Vista Panoramica‘ aufwachte, war es grau draussen. Daran änderte auch das Panoramafenster in Richtung Hafen nichts.
Als ich Herrn Lopez eine Weile später den Zimmerschlüssel zurückbrachte und ich mich bei ihm für das Übernachten bedankte, da spürte ich einen Abschiedsschmerz. Das Frühstücksbrot in einer Café-Bar war trotz Aufbacken ein bisschen lätschig und passte zu meiner morgendlichen Trauerstimmung.


Ich bin dann noch eine Weile im Hafen herumgelaufen und habe Fotos gemacht. Licht und Farben haben mich dazu motiviert, aber auch Details von Schnur-Haufen, die mich an Lebenswege erinnerten, die mal klar und verständlich sind und dann wieder geheimnisvoll verworren.

Mit etwas Proviant und einer Flache Wasser habe ich mich zu den vielen Pilgerbrüder und -schwestern gestellt, die schon auf die Abfahrt ihres Busses warteten: Reguläre Busse nach Muxia oder Santiago de Compostela, oder den Schnellbus nach Santiago. Fahrkarten für diese Busse kann man neuerdings im Vorverkauf erwerben. Als ich meine Fahrkarte kaufte, gab es für den Schnellbus keine Fahrkarten mehr.
Das Sortieren der Fahrgäste in ihre jeweiligen Busse hat viel Zeit in Anspruch genommen. Ich nahm den regulären Bus nach Santiago, der die schönere Route fährt.
Gute 3 Stunden dauerte diese Reise, mit herrlichen Blicken aufs Meer und die grünen Hügel um Santiago. Als wir dort am Busbahnhof ankamen, habe ich mir erst einmal einen Fahrplan für den Flughafenbus besorgt. Eine Pilgerschwester hat mir dann erklärt, wie ich vom Busbahnhof zur Kathedrale komme. Schon bald brachte mich der Fahrstuhl zu meiner ‚Mönchsklause‘ im 4. Stock der Herberge neben der Kathedrale. Es fühlte sich gut an, dort wieder meinen Rucksack abstellen zu können.





Zwei Dinge wollte ich heute gern noch heute erledigen: Mir im Pilgerbüro bescheinigen lassen, dass ich die Via de la Plata gelaufen bin, und herausfinden, wo genau der Bus zum Flughafen abfährt.
Die ‚Compostela‘ ist die Jakobsweg-Pilgerurkunde, die Pilger erhalten, wenn sie mit ihrem Besuch der Kathedrale von Santiago de Compostela ihre Wallfahrt auf dem Jakobsweg beendet haben. Die Stempel der Pilgerherbergen im Pilgerausweis dienen dabei als Beleg für die zurückgelegte Strecke.
Früher gab es vorbereitete Pilgerurkunden mit leeren Zeilen, in die dann jemand vom Pilgerbüro in Schönschrift und Tinte die persönlichen Daten, Anfang und Endpunkt der Wanderung und die zurückgelegte Strecke in Kilometern eingetragen hat. Das Überreichen der Urkunde an den Pilger/die Pilgerin war gleichzeitig eine kleine Feier der grossen Leistungen, die er/sie auf dem Jakobsweg erbracht hat. Stolz hat der Pilger/die Pilgerin diese Urkunde dann in seinem/ihrem Rucksack verstaut.
Im aktuellen Pilgerbüro zur Ausstellung der Compostela gibt es keine Schönschrift-Schreiber*innen mehr. Bevor man das Büro betreten darf, muss man mit seinem Smartphone einen QR-Code fotografieren, der einen Link zu einem Formular enthält. Die Daten für die Compostela muss man selber darin eintragen. Warum es auch die E-Mailadresse und die Telefonnummer dafür braucht, konnte mir niemand erklären, aber ohne die gibt es keine Compostela. Dass ich die Via de la Plata gelaufen bin, hat der Computer verstanden. Dass ich in der Stadt Cadiz gestartet bin, hat er anfangs nicht akzeptiert; für ihn begannt die Via de la Plata erst 200 km weiter im Norden, in Sevilla. Eine Würdigung meiner Leistung gab es nach Ausdrucken der Compostela nicht. Der/die nächste war dran.

Die Haltestelle für den Transport zum Flughafen habe ich rasch gefunden. Dort warteten viele Pilger*innen auf ihren Bus.
Obwohl ich heute nicht viel gemacht habe, fühlte ich mich gegen Abend körperlich erschöpft. Ich habe Obst und ein leckeres Sandwich zum Abendessen gegessen und mich in die Ruhe meines Pilgerzimmers zurückgezogen. Dort fielen mir bald die Augen zu.