27. April 2023 – Tag 48

Von Quintans nach Muxia

Wetter: Die morgendliche, lockere Bewölkung löste sich schon im Laufe des Vormittags auf. Nachmittags blies am Meer trotz Sonnenschein ein kühler Wind und nur an geschützten Stellen war es angenehm warm

Im Restaurant der Pension in Quintans gab es erst ab 8 Uhr Frühstück. Das war mir zu spät und so habe ich meinen Restproviant gegessen und bin ohne Milchkaffee in Richtung des Wallfahrtsorts Muxia gelaufen.

Nach etwa 8 km kam ich an einer offenen Café-Bar vorbei. Zu meinem Erstaunen war ich der einzige Gast (aber der Fernseher lief trotzdem), der schon bald ein ausgesprochen leckeres Frühstück bekam.

Das sehenswerte Hafenstädtchen Muxía liegt auf einer Landzunge an der nordwestspanischen Atlantikküste. Hier endet auch die Verlängerung des Jakobswegs von Santiago de Compostela an die galicische Küste

Nach Ankunft in Muxia, einem Städtchen mit 4‘600 Einwohnern, bin ich eine Weile durch die Gassen im Zentrum gelaufen, um eine Unterkunft für eine Nacht zu suchen. In einer Pension wurde mir ein gemütliches Zimmer mit Bett mit Bettwäsche angeboten. Beim Gedanken an meinen klammen, müffeligen Schlafsack war es nicht schwer, dieses Zimmer gern zu haben (und zu mieten).

Der Jakobsweg ‚Camino de Santiago‘ führt hinter Muxia auf einem schönen Fußweg entlang der Küste zur Wallfahrtskirche ‚A Virxe da Barca‘

Muxia ist ein beliebtes, weiteres Ziel vieler Pilger, nachdem sie Santiago de Compostela erreicht haben. Der Ort liegt knapp 100 km weiter im Westen auf einer Landzunge an der Costa da Morte. Auf dessen Spitze befindet sich die Wallfahrtskirche ‚A Virxe da Barca‘ (in Deutsch: Unsere Liebe Frau vom Boot).

Wallfahrtskirche ‚A Virxe da Barca‘ (in Deutsch: Unsere Liebe Frau vom Boot). Am Abend des 25. Dezember 2013 vernichtete ein Feuer nach einem Blitzeinschlag den Dachstuhl und einen Teil des Sanktuariums da Virxe da Barca (Marienheiligtum der Schiffsjungfrau)

Die Legende sagt, dass dort die Gottesmutter dem Apostel Jakobus erschienen sei. Der Apostel habe sich hier am äußersten Ende der damals bekannten Welt zurückgezogen, um zu beten. Er sei in tiefe Traurigkeit verfallen wegen der Menschen, die ihr Heidentum nicht ablegen wollten. Da habe er in der Ferne im Meer ein Boot entdeckt, das näherkam. Schließlich konnte er auf dem Boot die Gottesmutter Maria erkennen, die ihm Trost brachte und ihn aufrichtete, sein Missionswerk fortzusetzen.

In der Tür der Wallfahrtskirche befindet sich ein Metallgitter, durch das ich dieses Foto machen konnte. Die Kirche selbst war am Tag meines Besuchs geschlossen

Schon im Mittelalter stand an der Spitze der Landzunge eine Einsiedelei, die dann im 17. Jahrhundert zu einer Kirche umgebaut wurde. Das gotische Bild der Jungfrau stammt aus dem 14. Jahrhundert. Ende 2013 machte die Kirche Schlagzeilen, als ein Blitz das Kirchendach in Flammen setzte und Teile des Heiligtums zerstörte. Inzwischen wurde es restauriert.

An der Spitze der Landzunge nahe der Wallfahrtskirche steht dieser Leuchtturm

Ich hätte mich gern für eine Weile in die Stille dieser Kirche zurückgezogen. Wie während meiner früheren Jakobsweg-Wanderungen habe ich mich auch auf der Via de la Plata geführt und geschützt gefühlt. Um dafür Danke zu sagen, schien mir diese Kirche der richtige Ort zu sein. Leider wurde daraus nichts: Die Kirche ist zurzeit wochentags geschlossen. Ich habe mich dann draussen am Meer bedankt, aber irgendwie ist das nicht das Gleiche.

Muxía wird auch als ‚Braut des Meeres und des Windes‘ bezeichnet. Die magischen Felsen um die Wallfahrtskirche sind ein wichtiger Teil origineller Bräuche

Dass das mit dem Bedanken nicht so geklappt hat wie gewünscht, hat mich den Rest des Tages immer wieder beschäftigt. Ist es vielleicht gut, dass etwas so Wichtiges unerledigt bleibt, vielleicht bis zum nächsten Besuch?

Neben der Kirche steht das steinerne Monument ‚A Ferida‘, 400 Tonnen schwer und 11 Meter hoch. Das Werk erinnert an die Tankerkatastrophe und die unzähligen Freiwilligen, die im Einsatz waren, um die Umweltschäden an der Costa da Morte zu begrenzen

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