24. April 2023 – Tag 45

Von Santiago de Compostela nach Negreira

Wetter: Grauer Himmel, graue Welt, aber zum Glück kein Dauerregen

Blick zurück vom Stadtrand von Santiago de Compostela auf die Kathedrale mit ihren markanten Türmen

Nach dem Frühstück in der Klosterherberge habe ich meinen Rucksack aufgesetzt und bin losgezogen. In drei Tagen möchte ich in Muxia sein; heute Nacht in einer Herberge in Negreira. Den Weg nach Muxia bin ich vor fünf Jahren schon einmal gelaufen. Ich bin gespannt, ob ich ihn wieder erkenne.

Ponte Maceira aus dem 14. Jahrhundert am Rio Tambre

Und ja, habe ich. In manchen Streckenabschnitten war mir, als wäre ich sie erst gestern gelaufen, andere kamen mir völlig unbekannt vor. Die Bar, in der ich schon ein paar Mal Mittag gegessen habe, gab es noch, worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich habe dort einen Tisch mit einem brasilianischen Pilgerbruder geteilt und eine Omelette mit Tomatensalat gegessen. Das war lecker und hat mir Energie für den Rest der heutigen Etappe gegeben.

Auch in Negreira habe ich schon ein paar Mal übernachtet. Dieses Mal habe ich bewusst eine Herberge gewählt, die ich noch nicht kannte. Die, in der ich dieses Mal schlafe, ist auch an ein Restaurant angegliedert und bietet morgen früh Frühstück an.

Nach Einrichten meines Schlafplatzes – man bekommt hier ein Laken und ein Kopfkissenbezug – habe ich im Internet geschaut, ob es in Negeira einen Friseur gibt. Dem ist so – es gibt sogar mehrere, und sogar ein ‚Haus der Barbiere‘ – aber alle haben am Montag zu (und heute ist Montag)! Das fand ich natürlich sehr schade.

Der Zufall wollte es: Ich stand plötzlich vor dem ‚Haus der Barbiere‘. Die Tür eines Herrenfriseurs stand offen und drinnen schnitt ein Friseur einem Kunden die Haare. Ich habe gefragt, ob er meine Haare und meinen Bart auch noch schneiden kann, und er hat zugesagt. Er sprach aber kein Wort Englisch. Zwei Kunden waren vor mir dran und ich konnte die Virtuosität des Friseurs mit Scheren und Haarschneidern bewundern.

Als ich dran war, habe ich ihm erklärt, seit wann ich unterwegs bin. Ich habe ihm dann das Scherchen gezeigt, mit dem ich versuche, meinen Wildwuchs unter Kontrolle zu bekommen. Er hat gelacht und sich an die Arbeit gemacht. Ich habe ihm vertraut und ihn machen lassen.

Meine Haare hat der Figaro sehr virtuos mit Scheren geschnitten und es war ein Vergnügen, ihm dabei zuzuschauen. Die Randbereiche hat er mit Schneidemaschinen getrimmt, dann mit Rasiermessern die Feinarbeit gemacht.

Meinen Bart wurde ebenso geschnitten und getrimmt. Die Augenbrauen hat der Friseur mit Scheren in Form gebracht. Eine halbe Stunde hat das Ganze gedauert, dem Friseur schien zu gefallen, was er aus dem ‘Chaos auf meinem Kopf‘ gemacht hat. Ich bin auch glücklich damit, keine Frage!

Selfie mit frisch getrimmtem Bart und frisch geschnittenen Haaren

Und wieder geht etwas in Erfüllung, das ich mir sehr gewünscht habe. Zufall oder Jakobsweg-Wunder? Das mag jeder für sich entscheiden. Ganz sicher hat mir jemand damit eine ganz grosse Freude gemacht! Danke!

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