10. März 2023 – Tag 4

Von Sevilla nach Guillena

Wetter: Morgens frisch und dann bei sommerlichen Temperaturen blauer Himmel und Sonnenschein ohne Ende 

Der Aufbruch zu etwas Neuem, wie jetzt der erste Tag auf der Via de la Plata, ist für mich immer noch ein bisschen wie Einschulung. Wie geht das alles? Ist der Weg genügend markiert und wie lang sind die Etappen? Gibt es unterwegs die Möglichkeit, seine Wasserflaschen aufzufüllen und etwas zu Essen zu bekommen? Wie findet man Pilgerherbergen und wie bekommt man dort ein Bett? Wie damals bei der Einschulung spüre ich auch heute noch bei solchen Gelegenheiten eine leichte Anspannung. Und so bin ich letzte Nacht ein paar Mal aufgewacht.

Jakobus-Steinfigur an der Kathedrale von Sevilla. Hier beginnt die Via de la Plata.

Gefrühstückt habe ich im Café, in dem ich gestern sehr nett bedient worden bin. Das war heute nicht anders. An der Kathedrale habe ich endlich die Jakobus-Steinfigur gefunden, die die Pilger vor ihrer oft sehr langen Reise verabschiedet. Auch ich habe mich dort leise verabschiedet und bin dann den gelben Pfeilen gefolgt, die an dem Kathedralentor mit der Jakobus-Figur beginnen.

Am Stadtrand von Sevilla

Die gelben Pfeile haben mich sicher aus der Stadt geleitet. Schon bald blieben die Häuser hinter mir zurück und ich war in der Natur.

Morgenstimmung auf dem Weg aus der Stadt

Viele Pflanzen blühen hier schon und auch Schmetterlinge waren unterwegs. Dann wurde ich mal wieder durch ein Autobahnkreuz geleitet.

Jakobsweg vor Stassenkreisel. Rechts im Bild seht ihr einen Jakobsweg-Wegweiser.

Dahinter verlief der Jakobsweg für viele Kilometer schnurgerade durch Ackerland. Vom Weg sah ich nun, dass vor mir und hinter mir noch andere Menschen unterwegs waren.

Hier sehe ich nun zum ersten Mal: Ich bin nicht allein unterwegs.

Irgendwo, mittendrin, führte der Weg durch eine Senke, in der mindestens kniehohes Wasser stand. Etwa 1 m darüber lag eine vielleicht 5 m lange und knapp 30 cm breite Eisenschiene. Schnell war klar, dass ich da rüber balancieren muss. Diese Erkenntnis liess mich ein paar Mal schlucken. Just in dem Moment tauchte ein spanisches Pilgerpärchen auf und machte mir vor, wie man über diese Schiene läuft. Mein Pilgerbruder hat gesehen, dass ich unsicher war und positionierte sich so, dass er mir zur Not helfen konnte. Das war zum Glück nicht nötig; der Balanceakt über die Schiene gelang mir allein.

Bleibt die Frage: War das ein zufälliges Zusammentreffen von 3 Menschen in dieser Senke? Das mag jeder für sich entscheiden. Es heisst, der Jakobsweg sorgt dafür, dass man bekommt, was man gerade braucht.

Die erste Herausforderung auf der Via de la Plata

Nach 22 km erreichte ich gegen 13:30 Uhr mein heutiges Ziel, das Städtchen Guillena. Die weiss-gelb-ocker gestrichenen Häuser des Zentrums machten einen sehr gepflegten Eindruck. Zwei Pilgerherbergen gibt es hier, die städtische Herberge ist aber zurzeit wegen Renovationen geschlossen.

Im Zentrum des Städtchens Guillena

Ich bin in der privaten Auberge ‚Luz del Camino‘ untergekommen. Ein Bett unten, gleich neben einem Fenster ist mein. Nach und nach trudeln weitere Pilger*innen ein. Obwohl wir uns nicht kennen, entstehen rasch interessante Gespräche. So lässt sich locker der Rest des Tages verplaudern.

Später hinzugefügt:

Heute habe ich meine ersten Pilgerbrüder und -schwestern kennengelernt. Auf der Via Augusta von Cádiz nach Sevilla war ich allein unterwegs.

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