Von Zafra nach Villafranca de los Barros
Wetter: Heute war es kühler als in den vergangenen Tagen, der Wind trieb grosse Schäfchenwolken über den Himmel. Ein paar Mal sah es so aus, als wollte es regnen, aber das ist nicht passiert.
Nicht weit von der Herberge gibt es ein Café, in dem sich heute Morgen etliche Pilger zum Frühstücken trafen. Ich bin gern in so einer Runde dabei, habe aber dort sehr oft Hörprobleme, da in Cafés meistens ein Fernseher mit grosser Lautstärke läuft.
Im Café haben Mike, Lukas und ich beschlossen, den heutigen Tag wieder zusammen zu laufen. Der Weg aus der Stadt und in die sich anschliessenden Hügel verlief mehrheitlich bergauf. Meine Beine waren heute Morgen müde und ich musste ihnen gut zureden, um auf Touren zu kommen.
Nach etwa 4 km erreichten wir das Dorf Los Santos de Malmona. Hier gab es – im Gegensatz zu anderen Dörfern, durch die wir die vergangenen Tage gekommen sind – Leben in den Strassen. Ein Café in der Nähe der Kirche war rappelvoll mit Frauen (!). Sie palaverten und frühstückten und machten einen sehr zufriedenen Eindruck. Am einzigen freien Tisch liessen wir uns nieder und tranken einen Milchkaffee. Gern hätte ich auch etwas Süsses dazu gegessen, aber die Bedienung war mit den Frauen viel zu beschäftigt, um mir diesen Wunsch zu erfüllen.
Am Dorfausgang sassen die beiden französischen Pilgerschwestern Solange und Nadine auf einer Mauer und assen etwas, und das mit grossem Vergnügen. Als sie uns sahen, luden sie uns dazu ein. Gleich neben ihnen stand eine kleine, mobile Küche, in der eine Frau Churros herstellte.
Churros sind ein iberisches Fettgebäck. Die länglichen Krapfen bzw. Spritzkuchen mit sternförmigem Querschnitt werden aus Brandmasse zubereitet, in heißem Öl frittiert und mit Zucker bestreut.
Mmmh, waren die lecker, ganz frisch aus dem Öl und mit viel Zucker! Ich habe mich sehr gefreut, dass mein Wunsch nach etwas Süssem so rasch in Erfüllung gegangen ist. Reiner Zufall oder war wieder einmal St. Jakob im Spiel?
Gewandert sind wir heute nur 20 km. Es war kühler als gestern und so kamen wir gut voran. In den meisten Orten an der Via de la Plata gibt es eine Kirche, die ich mir mit grossem Interesse an der Geschichte der Jakobswege, gern anschauen würde. Leider sind die meisten geschlossen, es sei denn, es ist gerade Messe.

Auf den Feldern, zwischen denen wir die Hägel hoch und runter liefen, wuchsen Oliven und Wein. Für stimmungsvolle Abwechslung sorgten die vielen Schäfchenwolken, die der Wind über den Himmel trieb.

Am frühen Nachmittag konnten wir unser Etappenziel, das Städtchen Villafranca de los Barros, am Horizont sehen. Zwischen uns und Villafranca lag eine Autobahn und ein verwirrendes Netzt von Strassen. Gelbe Pfeile gab es schon seit einer Weile nur recht spärlich und hörten an der Autobahn ganz auf. Unser Wanderführer war bei der Beschreibung des weiteren Weges sehr vage. Und da standen wir und waren ratlos!
Just in dem Moment kam ein Mann in einem klapperigen Auto vorbei, hielt an und erklärte uns den Weg in die Stadt. Ich konnte da nur eine weiteres Danke zum Himmel schicken. Wieder Zufall oder ein weiteres, kleines Jakobsweggeschenk?
Wir haben die Stadt bald erreicht, jeder hat ein Bett in der Pilgerherberge neben der Kirche bekommen. Wir waren hungrig und haben uns schon bald mit einem dreigängigen Pilgermenu gestärkt. Ich könnte hier ständig essen!